Landwirte und Naturschützer wollen beim Arten- und Klimaschutz vorankommen.
Am Samstag, den 7.3.2020 fand im Naturschutz- und Jugendzentrum in Wartaweil die zweite Veranstaltung zum Thema „Artenvielfalt in der Landwirtschaft“ diesmal mit dem Schwerpunkt Ackerbau statt.
Veranstalter waren die örtlichen Vertreter des BUND Naturschutz, des Bauernverbandes und des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Weilheim i. OB. Das ist immer noch eine ziemlich einmalige Partnerschaft. Sie entstammt der Einsicht, dass man nur im Dialog und im gesamtgesellschaftlichen Schulterschluss effektiv etwas für den Artenschutz erreichen kann. Ein Miteinander zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz ist in Zeiten des massiven Artensterbens und des Klimawandels unabdingbar.
Fachvorträge der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, der Bayerischen Kulturlandstiftung und der Beratung des ökologischen Anbauverbands Naturland haben den rund 100 Teilnehmern aus Naturschutz und Landwirtschaft gezeigt, was im Ackerbau unternommen werden kann, um dem Artenschwund entgegen zu wirken. Dr. Annette Freibauer, Institutsleiterin an der Landesanstalt für Landwirtschaft, zeigte auf, dass eine kleinstrukturierte Feldflur und der Ökolandbau insbesondere wegen des dortigen Verzichts auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel hier besonders positive Effekte haben. Die beiden Kreisobmänner des Bayerischen Bayernverbandes aus Starnberg und Landsberg Georg Zankl und Johann Drexl schilderten aus ihrer landwirtschaftlichen Praxis, was sie für Arten- und Klimaschutz bereits leisten. Im Fokus stand dabei der Humusaufbau durch Einarbeiten des Strohs und der Zwischenfrüchte in den Boden, eine weite Fruchtfolge, die Verringerung von Pestiziden und die Anlage von Hecken in der Landschaft. Der Biolandwirt Stefan Kreppold betonte, wie dringend es ist, den Pestizideinsatz deutlich zu verringern.
Natürlich wurde auch die Forderung an die Politik gestellt, Gemeinwohlleistungen einer nachhaltigen Landbewirtschaftung noch besser zu vergüten und die Forderung an den Verbraucher gerichtet, endlich die Leistung der Landwirte, die nachhaltig regional und ökologisch produzieren, auch zu honorieren. Wer nur bereit ist, Dumpingpreise zu bezahlen, wird keinen Arten- und Klimaschutz bekommen. Die Agrarwende muss von unten getragen werden.
Marion Lang von der Bayerischen Kulturlandstiftung stellte die Bedeutung und Gefährdung bedrohter Ackerwildkräuter vor. Sie und Manuel Mühlbauer von Naturland gaben praktische Tipps, was Landwirte für die selten gewordene Begleitflora früherer Äcker tun können, und wie die Maßnahmen auch finanziell gefördert werden können.
Der Lichtbildervortrag des Fotografen und Biologen Roland Günter zeigte dann eindrucksvoll auf, dass – fast noch unbemerkt von der Öffentlichkeit – Ökosysteme in der Landschaft zusammenbrechen und damit auch die Artenvielfalt verloren geht. Hecken, Feldraine, Bäche und Felder sehen für den Laien noch nach intakter Natur aus, sind aber schon schwer geschädigt und können ihre Funktion als Lebensraum oder Vernetzungsstruktur nicht mehr erfüllen. Dabei dürfe nicht die Frage im Raum stehen, wer daran schuld ist, sondern wie das möglichst schnell geändert werden kann. Hierbei sind auch die Kommunen gefragt, Wegränder, Hecken und freie Flächen mit heimischem Bewuchs als Biotopverbund wieder herzustellen.
Auf einem „Markt der Möglichkeiten“ konnten sich die Teilnehmer über verschiedene erfolgreiche Projekte zur Förderung der Artenvielfalt informieren. Erzeugung und Vermarktung von regionalen und biologischen Produkten, Solidarische Landwirtschaft, Ackerwildkrautpatenschaften, Arbeitskreis bäuerliche Landwirtschaft, Vermarktung mit Hilfe des Bayerischen Ökosiegels, Zusammenarbeit mit den Landwirten bei der AWA Ammersee und viele mehr. Alles hervorragende Ansätze, die funktionieren und den Artenschutz unterstützen können.
Das Schlusswort kam vom Ministerialdirigenten Wolfram Schöhl aus dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium, der an alle Teilnehmer appellierte, jeder müsse sich in seinem Bereich für mehr Artenvielfalt einsetzen. Schöhl wünschte sich, dass diese Veranstaltungsreihe fortgesetzt wird, weil Lösungen nur gefunden werden können, wenn man sich gemeinsam mit den dringenden Problemen beschäftigt und im Dialog miteinander bleibt.