Wasserqualität Pilsensee

Inhalt:

– Einleitung, aktueller Anlass
– Unsere Wasserprobe vom 18.9.2020
– Beurteilung der Wasserqualität
– Gesetzliche Grundlagen
– Hintergrundinformationen Pilsensee
– Referenzzustand
– Steckbrief Pilsensee
– Gegenüberstellung Gesamtphosphor- und Nitratwerte zwischen 1981-2018
– Ablauf eines Nährstoffüberangebots
– Wie gut geht es dem See?
– Ausblick
– Quellen und Adressen

Einleitung

Wir möchten unter diesem Stichwort Informationen über die Wasserqualität des Pilsensees liefern und Euch weiter für unseren See begeistern. Dazu haben wir versucht, uns in das Thema einzuarbeiten. Die Daten wurden so gewissenhaft wie möglich recherchiert und vorsichtig gegenübergestellt. Eine endgültige Interpretation möchten wir bewusst den Fachleuten überlassen. Es soll der Versuch oder besser der Beginn sein, Interesse zu wecken oder weiter zu verfolgen. Der See ist mehr als nur eine schöne Oberfläche, er ist ein Lebensraum. 

Aktueller Anlass

Im September ist an mehreren Stellen des Sees eine starke Vermehrung von Algen aufgefallen. Diese wurden vor allem an den Badestellen Strandbad Hechendorf und Campingplatz Seefeld beobachtet sowie im flachen Nordteil des Sees. Das wurde uns auch von mehreren Mitbürgern berichtet.

Unsere Wasserprobe vom 18.09.2020

Wir haben dies zum Anlass genommen, uns mehr über den See und sein Wasser zu informieren. Konkret haben wir am 18.09.2020 eine Wasserprobe an das Landesamt für Umweltschutz (LFU) gebracht. Diese wurde von den Biologen mikroskopiert. Bei der blühenden Alge handelte es sich um das Phytoplankton Binuclearia lauterbornii Synonym Planctonema lauterbornii (Ulvophyceae). Diese Algenart ist unschädlich für den Menschen. Es handelt sich um eine typische Planktonart in größeren Seen. Sie ist so auch z.B. im Simsee gefunden worden. Die Frage bleibt aber, warum sich diese Art im September und Oktober so heftig vermehrt hat. Anscheinend haben sich die Lebensbedingungen für diese Alge besonders verbessert. Hier könnte z.B. ein vermehrtes Nährstoffangebot oder eine höhere Wassertemperatur eine Rolle spielen. Die tatsächliche Ursache ist aber bisher nicht geklärt.

Beurteilung der Wasserqualität

Beim Nachlesen lernen wir, dass die Beurteilung der Wasserqualität komplex ist. Der ökologische Zustand des Sees beschreibt den ganzen Lebensraum See. Es wird versucht, den Zustand dieses Lebensraums über einige Anzeichen zu erfassen. Dabei geht es um chemische Inhaltstoffe, um die Tiere und Pflanzen die im See leben. Es zählt nicht nur ein einzelner Wert, sondern es geht darum, wie der See mit den Bedingungen lebt. 

Gesetzliche Grundlagen

Die regelmäßige Überwachung der Oberflächengewässer ist durch die Wasserrahmenrichtlinie der EU vorgeschrieben. (s.u.). Im Jahr 2000 trat die Wasserrahmenrichtlinie in Kraft, sie wurde seitdem 2006, 2008 und 2013 durch weitere Richtlinien des europäischen Parlaments ergänzt. 

(2000/60/EG Richtlinie des europäischen Parlaments und des Rates; 2006/118/EG Richtlinie; 2008/105/EG Richtlinie; 2013/39/EU Richtlinie)

Darin wird der Zustand der Gewässer beurteilt nach Ökologie, Chemie und nach Schadstoffen. 

Um den ökologischen Zustand zu bewerten, wird die Fauna und Flora beurteilt, es werden bestimmte Algenarten und Fische erfasst. Für den chemischen Zustand werden vor allem Phosphat und Nitrat sowie Chlorid, Ammonium etc. zur Beurteilung herangezogen. Schadstoffe werden gemessen z.B. Quecksilber und nach Grenzwerten beurteilt. Außerdem wird die Sichttiefe gemessen, um zu bewerten wie viel Licht in die tieferen Wasserschichten dringt und wieviel Photosynthese und Sauerstoffproduktion durch die Pflanzen dort möglich sind. Die Wasserproben werden vom Landesamt für Wasserwirtschaft erhoben und vom LFU beurteilt. Wenn der See mit der Beprobung an der Reihe ist (ca. alle 5 Jahre), werden räumlich im See und wenn möglich in jedem Monat des Beurteilungsjahres Proben entnommen und von Biologen und Chemikern bewertet.

Nach diesen Punkten beurteilt das LFU den See regelmäßig in größeren Abständen, zuletzt 2015 (Daten von 2013). (Bewirtschaftungsplan für das Flussgebiet Donau 2016-2020) https://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/bewirtschaftungsplaene_1621/index.htm 

In dieser Beurteilung wurde der See als “gut“, also als wenig in seinem natürlichen Zustand beeinflusst, beschrieben.

Ein Wert allein ist dabei nur bedingt aussagekräftig. Die einzelnen Parameter müssen öfter im Jahr, räumlich im See und standardisiert beprobt werden, um zu verstehen, was im See passiert. Die Phosphatwerte schwanken z.B. sehr stark je nachdem, wann im Jahresverlauf, an welcher Stelle im See und in welcher Wassertiefe sie gemessen werden. Deshalb ist nicht immer klar, welche Probenergebnisse man vergleichen kann. Dadurch fällt es schwer, das Ergebnis einer eigenen Probe sofort in Zusammenhang zu bringen. Wir möchten deshalb den See wenn möglich längerfristig beobachten und auch mehrere Werte erfassen.

Hintergrundinformationen Pilsensee

Der Pilsensee gehört mit fast 200 ha zu den mittelgroßen Seen Deutschlands. Der See ist aus einem Teil des Eisstausees der Ammersee-Glazialwanne entstanden und wurde postglazial durch das Geschiebe des Kienbachs sowie durch die Absenkung des Ammersee-spiegels allmählich vom Ammersee abgeschnürt. Das Südufer geht in das Herrschinger Moos über, welches unter Naturschutz steht. Das Einzugsgebiet des Sees ist mit 37,8 km2 relativ groß. Den Hauptzulauf bildet der Aubach mit einem MQ von 0,4 Kubikmeter/s. Weitere kleinere Zuflüsse sind der Widdersberger Bach, Höllgraben, Pilsenbach, Feichtenbach und der Köderbach. Der Abfluss erfolgt über den Fischbach in den Ammersee durch das Herrschinger Moss, das unter Naturschutz steht. Der Pilsensee ist ein sog. „geschichteter See“ (Nixdorf et al Jahr). Ein See wird als geschichtet eingeordnet, wenn die thermische Schichtung an der tiefsten Stelle des Sees über mindestens drei Monate stabil bleibt. Diese Einordnung ist für die Beurteilung des ökologischen und chemischen Zustands wichtig.

Referenzzustand

Der See hat ja schon viele schlechte und auch viele gute Zeiten gesehen und liegt seit der Eiszeit hier und erträgt, was in ihn hineinfließt.

So ging die mittlere Gesamtphosphatkonzentration von ca. 54 µg/l im Jahr 1981 auf 21 µg/l im Jahr 1996 zurück. Im Jahr 2000 lag der Vegetationsmittelwert (April-Oktober) für Phosphat bei 17,3 µg/l (Nixdorf et al Jahr). 

Der trophische Referenzzustand des Sees wird als mesotroph bezeichnet, also als ein See mit mittlerem Nährstoffangebot und eher hohem Artenreichtum. (Nixdorf et al.) 

Steckbrief Pilsensee: 

  • Geschichteter Voralpensee 
  • Einzugsgebiet: mit 37,8 km2 relativ groß
  • Hauptzufluss: Aubach, ca. 0,4 /s
  • Trophischer Referenzzustand: Mesotroph 
  • Grenzwerte zwischen sehr gutem und gutem ökologischem Zustand nach der Oberflächengewässerverordnung:
    • Gesamt-Phosphat im Saisonmittel: 10-15 µg/l
    • Sichttiefe im Saisonmittel: 5,0-3,0 m

Gesamtphosphor, Nitrat und Sichttiefe

Die Werte berufen sich auf Literatur und eine Datenanfrage an das LFU, sie wurden von mir gegenübergestellt. Ein direkter Vergleich der Werte ist nicht möglich. Einmal handelt es sich um Jahresmittelwerte (Nixdorf et al.) und dann um Einzelwerte in unterschiedlichen Tiefen und Monaten (2018, LFU). Dies ist außerdem keine fachliche Beurteilung durch einen Biologen oder Chemiker!

 1981-1994*2000*2013**2018***
Gesamtphosphor1981: 54µg/l 1992: 21 µg/l mittlere Konz. Oberfläche 17,3 µg/l„chemischer Zustand gut“12-13 µg/l
(1m über Grund 19-42 µg/l)
Nitrat Hohe mittlere Konz.  1,2-2,0 mg/l 1,3-1,7mg/l
Sichttiefe1982: 3-3,5m 1994: 3-4m2,2-2,5m

* Prof. Brigitte Nixdorf et al.,“Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands, Teil 11, Bayern“, Technische Universität Cottbus, im Auftrag des Umweltbundesamts
** Bewirtschaftungsplan Flussgebiet Donau 2016-2021
***bayerisches Landesamt für Umwelt (LFU) Einzelwerte je nach Wassertiefe und Jahreszeit

Ablauf Nährstoffüberangebot – Hypertrophie

Nährstoffe gelangen hauptsächlich durch den Menschen in den See. Hier spielt vor allem die Landwirtschaft im Zufluss-Gebiet eine wichtige Rolle, die Abwässer von Straßen und die gereinigten Reste aus Kläranlagen. Phosphat gilt als Indikator für den Nährstoffeintrag. Deshalb wird es hier kurz laienhaft als Beispiel beschrieben:

Die vorhandenen Algen nehmen das Phosphat auf und dies führt zu einem verstärkten Algenwachstum. Das kann auch kurzfristig die Folge von Düngung und Starkregen sein. Irgendwann ist das Phosphat durch die immer mehr werdenden Algen aufgebraucht, die Algen sterben ab. Eine weitere Folge des übermäßigen Wachstums der Algen ist, dass das Wasser trüb wird und in die unteren Schichten weniger Licht dringt. Dort kann dann weniger Photosynthese stattfinden und es wird weniger Sauerstoff produziert. Es kommt also zu einer Abnahme des Sauerstoffgehalts im Wasser. Dadurch haben wiederum andere Lebewesen z.B. Fische, Krebse etc. zu wenig Sauerstoff. 

Zirkulation und Klimawandel

Der Pilsensee ist ein sogenannter dimiktischer See. Das heißt, dass sich das Wasser aus den oberen Schichten mit den tieferen Wasserschichten zweimal im Jahr mischt. Diese Zirkulation findet im Frühjahr und im Herbst statt. Im Winter ist der See (manchmal) von Eis bedeckt. Wasser hat seine höchste Dichte bei 4°C, so dass sich im Winter kälteres Wasser darüber schichtet. Deshalb friert der See auch nicht bis zum Grund durch. Im Frühling wird die obere Wasserschicht gleichwarm wie die unteren und der See kann sich durchmischen. Im Sommer ist die oberste Schicht wärmer und liegt über der kälteren – und dichteren unteren Schicht. Im Winter und im Sommer wird der See also nicht durchmischt. Im Winter ist die kalte Schicht oben und es ist unten wärmer, im Sommer ist die warme Schicht oben und es ist in der Tiefe kälter.

Die Zirkulation im See ist also von den Temperaturveränderungen der Jahreszeiten abhängig. Wenn die oberste Wasserschicht nicht mehr unter 4°C abkühlt, wird sich vermutlich auch die Zirkulation des Sees ändern.

Das Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei hat diese Zusammenhänge im Rahmen des Klimawandels untersucht und sehr anschaulich dargestellt.

https://www.igb-berlin.de/sites/default/files/media-files/download-files/IGB_Dossier_Seen_im_Klimawandel_2018_WEB_0.pdf

Wie gut geht es dem See?

Nach den letzten Bewertungen durch das LFU 2015 (Proben von 2013), ist der See in einem guten Zustand, d.h. er weicht wenig von seinem angenommenen natürlichen Zustand ab. Die Schadstoffbelastung wurde ebenfalls mit gut bewertet. Die Phosphat- und Nitratwerte von 2018 liegen in einem ähnlichen Niveau wie die Jahre zuvor und seit den 90ern deutlich besser als 1981. Wir sehen aber 2020 eine starke Algenblüte, für die wir bisher keine Erklärung haben. Möglich ist ein verstärkter Nährstoffeintrag über Düngung und Starkregen im Einzugsgebiet. Dies lässt sich aber bisher lediglich vermuten. Vor allem entlang des Aubachs und auch am Pilsenbach in Hechendorf am Bachlaich könnten landwirtschaftliche Nährstoffeinträge vorkommen.

Ausblick

Um den Lebensraum See ein wenig mehr zu verstehen versuchen wir, Vortragende zu gewinnen, die uns das Ökosystem Pilsensee näherbringen. Schön wäre es, wenn wir regelmäßig (z.B. jährlich) eine Probe des Seewassers entnehmen könnten und diese evtl. neben der Mikroskopie und Beurteilung durch die Biologen des LFU auch chemisch bewerten ließen. Hierzu wollen wir die Zusammenarbeit mit dem LFU ausbauen.

Auch die Beprobung der Zuläufe Aubach, Widdersberger Bach, Höllgraben, Pilsenbach, Feichtenbach, Köderbach könnte hilfreich sein. Hier müssen wir uns aber erst einmal klar werden, wie wir das machen.

Seefeld, den 15.11.2020

Quellen und Adressen

Gesetzliche Grundlagen:

Die Wasserrahmenrichtlinie Deutschlands Gewässer 2015: Richtlinie 2008/105/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 16. Dezember 2008 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32008L0105&from=DE

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1968/publikationen/final_broschure_wasserrahm_enrichtlinie_bf_112116.pdf

Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (OGewV):

http://www.gesetze-im-internet.de/ogewv_2016/BJNR137310016.html

Recherche Beurteilung des Sees und Referenzwerte:

Prof. Brigitte Nixdorf et al.,“Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands, Teil 11, Bayern“, Technische Universität Cottbus, im Auftrag des Umweltbundesamts.

https://www-docs.b-tu.de/fg-gewaesserschutz/public/projekte/uba_2/11_bayern.pdf S.60

https://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/bewirtschaftungsplaene_1621/index.htm

Unter Anhang 4.2 im Dokument „Flussgebiet Donau – Bewirtschaftungsplan Tabellenanhang“

https://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/bewirtschaftungsplaene_1621/doc/anhang_bewirtschaftungsplan_donau.pdf

Gewässerkundlicher Dienst, Landesamt für Umweltschutz

https://www.gkd.bayern.de/de/seen/chemie bzw. https://www.gkd.bayern.de/de/seen/biologie

Fischereiverein Pilsensee:

An den Weihern 1
D-82229 Seefeld
T.: 08152/78214

Thema Gesundheit 

https://www.lk-starnberg.de/B%C3%BCrgerservice/Umwelt-Natur-Klimaschutz/Wasser-Seen/Badegew%C3%A4sserqualit%C3%A4t/Pilsensee/Badeplatz-Hechendorf

Grenzwert E.coli <1.800/100ml, Im Mai 2020 <10/100ml.