Eichenallee

Die „Eichenallee Seefeld“ ist das Herzstück eines Alleensystems aus vergangener Zeit. Graf Anton zu Toerring ließ im feuchten Aubachtal eine feste Straße von seinem Schloss Seefeld zu den Schlossgütern Delling und Ettenhofen bauen. „Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“, war das Ziel im Zeitalter der Landschaftsparks. Als Straßenbepflanzung ließ der Graf Eichen aus Gründen der Landesverschönerung und Repräsentation, aber auch der Trockenlegung der Straßenverbindung pflanzen. Der Ertrag für die Landwirtschaft mit Eichelmast und für das Handwerk mit Gerberlohe und Eichenholz waren 1770 wichtige Kriterien.

Eichenallee 2019, Blick Richtung Oberalting. Foto: Constanze Gentz
Eichenallee in den 1970er Jahren, Blick Richtung Weßling. Foto: Gisela Schinnerer

Heute ist die „Eichenallee Seefeld“ eine ökologisch und historisch besonders wertvolle Straßenbepflanzung an der Staatsstraße 2068 zwischen Weßling und Seefeld. Die damals bedeutsamen Zufahrten zu Schloss Seefeld in der Münchener Straße und nach Ettenhofen haben heute ihre verkehrstechnische Bedeutung verloren. Die ca. 2,8 km lange Allee an der Staatsstraße 2068 wird von der Straßenbauverwaltung gepflegt und erhalten. Bei ca. 13.000 Fahrzeugen am Tag ist die Verkehrssicherung wichtig. Die Eichenallee steht als historisches Verbindungselement zwischen dem Denkmal Schloss Seefeld und Gut Delling, dessen Teile Einzeldenkmale sind. Seit 2007 wird die Pflege der Allee an der stark befahrenen St 2068 denkmalgerecht nach einem Pflegewerk (Kurzfassung aus bauintern, Zeitschrift der Bayerischen Staatsbauverwaltung, Jan/Feb 2009) durchgeführt. Der finanzielle Aufwand dafür wird von der Straßenbauverwaltung mit einem mittleren fünfstelligen Betrag pro Jahr getragen.

Haupt- und Nebenäste der historischen Seefelder Eichenallee

Der ökologische Wert der über 800 alten Eichen ist unersetzlich für die Artenvielfalt. Deshalb wurde die Allee mit ihren Nebenästen in das Netz der europäisch geschützten Natura 2000-Gebiete aufgenommen. Nach der letzten Eiszeit kehrte die Eiche als eine der ersten Baumarten nach Mitteleuropa zurück. Viele Tier- und Pflanzenarten konnten sich schon bald auf die Eiche spezialisieren. Wertvoll ist die Eiche auch durch ihre Langlebigkeit, da sie Höhlenbewohnern Unterschlupf und Nistmöglichkeit bietet. Über 1.300 Käferarten und 179 Großschmetterlinge, sowie 2.500 Pilzarten nutzen die Eiche als Lebensraum. Der prominenteste aller Eichenbewohner ist wohl der Hirschkäfer. Wie viele seiner Artgenossen findet man ihn leider auf der Roten Liste als stark gefährdete Art.

In Augenschein genommene Fläche für einen Klinikneubau an der Eichenallee. Foto: Ortwin Gentz
Untersuchter Standort für ein Gewerbegebiet an der Eichenallee bei Gut Delling. Foto: Ortwin Gentz

Neben den Belastungen durch Verkehr und Streusalz sind die alten Eichen auch immer wieder bedroht von neuen Bauprojekten. So gab es 2017 Schritte für einen Klinikneubau direkt an der Allee. Viele Bürger empörten sich dagegen und sprachen sich für den Schutz des Denkmals aus. Mit großer Anstrengung und vereinten Kräften (BI Eichenallee, BN Starnberg und LBV Starnberg) erreichte man eine Rücknahme der Planung. Ende 2019 wurde ein über 12 Hektar großes Gewerbegebiet an der Eichenallee bei Gut Delling propagiert. Der BN kritisierte den massiven Landschaftseingriff im oberen Aubachtal scharf. Auch dieses Projekt konnte zunächst abgewendet werden. Die Begehrlichkeiten für neue Bauvorhaben an der Eichenallee bestehen allerdings weiter.

Spielerisch lernen die vierten Klassen der Grundschule am Pilsensee die Eichenallee kennen. Foto: Constanze Gentz

Um den Lebensraum Eichenallee ins Bewusstsein zu rücken und für alle erlebbar zu machen, veranstaltet die BN-Ortsgruppe jedes Jahr Führungen zur Eichenallee. Die vierten Klassen der Grundschule am Pilsensee erkunden dabei mit dem Rad die gesamte Strecke und lernen spielerisch die Biologie und Geschichte der Allee kennen.

Eichenalleefest 2011. Fußgänger und Radfahrer erobern die Staatsstraße einen Tag lang für sich. Foto: Ildiko Gaal-Baier

Zum 250. Geburtstag der Allee im Jahr 2021 hat die BN-Ortsgruppe der Gemeinde vorgeschlagen, ein Fest wie 2011 zu veranstalten und die Staatsstraße zwischen Gut Delling und Oberalting für einen Tag für den Autoverkehr zu sperren.

Almuth Boedecker, Constanze Gentz, Ildiko Gaal-Baier, Ortwin Gentz