Ausgleichsmaßnahme von 2009 könnte Kiebitzen in Hechendorf helfen

Aufgrund eines Behörden-Fehlers wurde ein Bescheid über Schutzmaßnahmen für den Hechendorfer Kiebitz-Acker seit über 10 Jahren nicht erlassen. Der BUND Naturschutz (BN) drängt darauf, die rechtlich verpflichtenden Maßnahmen zum Kiebitz-Schutz endlich durchzusetzen.

Der Corona-Virus treibt viele Menschen momentan an die frische Luft. Die Spaziergänger werfen nun öfter als sonst einen Blick auf das Brutareal der Kiebitze und sind neugierig, was dort dieses Jahr passiert. Trotz weniger Schilder sind die meisten Spaziergänger sehr fürsorglich und lassen den Vögeln den benötigten Freiraum. Nun zahlt sich die Öffentlichkeitsarbeit für Seefelder Bürger über das Leben der Kiebitze durch Führungen, Vorträge und Nachrichten aus. Einige haben sich gemeldet und wollen helfen. Viele Grundschulkinder begeisterten sich für die Vogelart nach den Führungen und malten hübsche Bilder in ihre HSU-Hefte. All dies hat dazu beigetragen, dass die Menschen wieder aufmerksam sind, mit Stolz auf „ihre“ Kiebitze blicken und der vom Aussterben bedrohten Tierart Respekt zollen. Bis zu 13 Kiebitze waren noch vor zwei Wochen auf den zwei Äckern und den umliegenden Wiesen.

Doch nun kam der Rückschlag: es sind nur fünf Kiebitze übrig geblieben. Zwar konnten zwei Gelege bestätigt und markiert werden, wurden aber gefressen. Zwei weitere Weibchen machten vermutlich in der Wintersaat einen erfolglosen Brutversuch. Dieses Desaster hat ein Ortstermin am heutigen Freitag ergeben.

Innerhalb der letzten vier Jahre konnte durch Schutzmaßnahmen und eine gute Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft den Kiebitzen geholfen werden. So nahm die Zahl der Altvögel von drei auf dreizehn zu, ein großer Vorteil bei der Verteidigung des Brutareals gegen Fressfeinde. Beim dramatischen Rückgang dieser Vogelart war das ein Leuchtturmprojekt, das aufzeigte, wie Vogelschutz gelingen kann.

Allerdings gefährdet die jetzige Bewirtschaftung des Kiebitz-Ackers die Population, denn die Aussaat ist zu dicht, wächst zu schnell und die freien Flächen sind zu klein. Der Bruterfolg für 2020 ist daher stark gefährdet, einige der Kiebitze sind schon abgezogen.

Nun ist bekannt geworden, dass auf dem Hechendorfer Brutareal seit 2009 eine Ausgleichsmaßnahme durch die Regierung Oberbayern angeordnet wurde. Verursacher der Maßnahme war der Besitzer eines Pferdehofes in Starnberg, der für seine Baumaßnahme rechtlich verpflichtet wurde, für Kiebitze einen ökologischen Ausgleich zu schaffen. Seit über 10 Jahren liegt also ein Bescheid für den Bauherrn vor. Dieser wurde jedoch weder gegenüber dem Eigentümer noch den Pächtern der Äcker in Hechendorf bekannt gemacht. Die Ausgleichsmaßnahme zum Schutz der gefährdeten Vögel wird also seit über 10 Jahren nicht ausgeführt und läuft ins Leere.

All die Jahre hätten für die Entwicklung des mittlerweile einzigen Kiebitz-Bestands in und über den Starnberger Landkreis hinaus ein enormer Gewinn sein können. Die Maßnahmen, die dort beschrieben sind, hätten die Population stabilisieren und weiterentwickeln können. Danach müsste der Boden auf der Fläche bis 20. Februar vegetationsfrei bleiben, die Gelege ausgesteckt und während der Brutphase umfahren werden. Zwei große Feuchtstellen sollten für den Kiebitz optimiert werden und bewirtschaftungsfrei bleiben. Ein Elektrozaun gegen freilaufende Hunde hätte, wenn notwendig, aufgestellt werden sollen. Diese Maßnahmen würden 25 Jahre dauern, die ersten fünf Jahre lang fachlich betreut. Danach hätte der Landwirt den Kiebitzschutz eigenständig fortführen und dokumentieren können. Es wäre also in den vergangenen 10 Jahren schon möglich gewesen, die Population im Landkreis wieder zu stärken. Es kommt daher jetzt darauf an, den versäumten Bescheid nachzuholen.

Die BN-Kreisgruppe Starnberg lud deshalb die beteiligten Behörden zu einem Runden Tisch in Form einer digitalen Video-Konferenz ein. Es sollte die Zukunft für die Kiebitze im Aubachtal besprochen und die entstandene rechtliche Lücke geschlossen werden. Allerdings wurde die Einladung von den Behörden nicht wahrgenommen.

Es ist noch nicht zu spät, um die Versäumnisse der letzten 10 Jahre bei den Ausgleichsmaßnahmen zu klären und zu heilen, damit wenigstens in den kommenden Jahren ein effektiver Vogelschutz gewährleistet ist und der Kiebitz bei uns nicht ausstirbt.

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