BN lehnt Klinikstandort im Aubachtal an der Hechendorfer Lindenallee ab

In Seefeld soll im Aubachtal an der Hechendorfer Lindenallee ein neues Krankenhaus mit 200 Betten errichtet werden. Das wurde in der Gemeinderatssitzung am 20.4.2021 bekannt. Die Fläche befindet sich im Landschaftsschutz und im Regionalen Grünzug und ist eingerahmt von Biotop- und FFH-Flächen. Der BUND Naturschutz kritisiert die Planung scharf und ruft dazu auf, die Petition Kein Klinikneubau im Landschaftsschutzgebiet! zu unterstützen.

Die Wertigkeit der geplanten Fläche ist durch verschiedene Faktoren bedingt:

Sie liegt im Regionalen Grünzug. Diese sind als dauerhafte Trennflächen von Siedlungsgebieten festgelegt und als Schutzfläche zur Grundwasserneubildung, zur Kaltluftbildung und als Frischluftschneise vorgesehen. Der Standort liegt an der engsten Stelle des Regionalen Grünzugs, der durch die Bebauung um fast die Hälfte verengt wird.


Karte: Regionaler Grünzug

Dazu soll der Grünzug der Naherholung für den lokalen und überregionalen Raum dienen, die wir in Pandemiezeiten wirklich dringend brauchen. Deshalb ist diese Fläche auch dem Landschaftsschutz zugeordnet. Dieser dient „in erster Linie dem Schutz des Naturhaushalts und seiner Funktionsfähigkeit. Wichtige Schutzgüter sind neben der Pflanzen- und Tierwelt zum Beispiel Boden, Grund- und Oberflächenwasser, Klima oder das Landschaftsbild.“


Karte: Landschaftsschutzgebiet

Oberhalb angrenzend an der geplanten Fläche sowie unterhalb, den Bach entlang, befinden sich zwei Biotopflächen, deren Verknüpfung die freie Wiese gewährleistet. Der bayerische Staat hat sich bei dem Volksbegehren verpflichtet, Biotopvernetzungen auszuweiten auf 15% des Offenlands der Landesfläche (Art. 19 (1) BayNatSchG). Diese Planung wäre für die Vernetzung ein deutlicher Rückschritt und widerspricht den Zielen des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“.

Der Wasserhaushalt des Aubachtals wird wahrscheinlich beeinflusst. Das unterhalb der Fläche liegende Feuchtbiotop könnte massiv negativ beeinträchtigt werden.

Auch das FFH–Gebiet, das sich am Ödenbächl entlangzieht, wird durch eine direkt angrenzende Bebauung geschwächt und unter Veränderung des Wasserhaushalts sowie des veränderten Mikroklimas leiden.

Durch den geplanten zweigleisigen Ausbau der S-Bahn wird es zu naturschutz-relevanten Summationswirkungen kommen durch den Wegfall von Gehölzstrukturen. Die Trennwirkung des Klinikums würde die Nord-Süd Richtung betreffen, der S-Bahnausbau die Ost-Westrichtung.


Karte: Biotopflächen (waagrecht schraffiert), Flora-Fauna-Habitatgebiete (grob diagonal schraffiert)

Um ein Zerschneiden der Flächen zu vermeiden wurde das Gebiet in das Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) aufgenommen. Dieses dient dem Erhalt der biologischen Vielfalt und soll die Vernetzungen gewährleisten, in diesem Fall genau genommen der Optimierung der kleineren Bachauen mit ihrem typischen Arten- und Lebensraumspektrum als Vernetzungslinien zwischen den größeren Feuchtverbundachsen des Landkreises.

Zusätzlich zu all den naturschutzfachlichen Aspekten dient die Fläche der Futtermittelerzeugung, auf der auch Mist ausgebracht werden kann. Für einen Landwirt, der Viehwirtschaft betreibt, ist das von großer Bedeutung, besonders nach der letzten Düngemittelverordnung.


Karten „Ziele und Maßnahmen – Feuchtgebiete / Wälder und Gehölze“: LfU

Der BUND Naturschutz zieht daher das Fazit, dass der geplante Standort aus naturschutzfachlicher Sicht nicht geeignet ist.

Wenn wir in der reichen Natur unseres Landkreises wandern, ist der Wert dieses Geschenks für jeden zu erkennen. Intakte Ökosysteme haben für die Menschen über ihr persönliches Interesse hinaus eine große Bedeutung. Unsere vielfältige Natur- und Kulturlandschaft haben wir aber nicht zum baldigen Verbrauch erhalten. Wir können unseren Kindern und Enkeln nur eine lebenswerte Zukunft ermöglichen, wenn die Basis allen Wirtschaftens, eine intakte Natur und Umwelt, gesunde Lebensmittel, sauberes Wasser, gute Luft und vor allem das Klima geschützt werden. Wir können es uns nicht mehr leisten, Natur gegen andere Belange auszuspielen. Der Schutz der Natur muss Priorität Nummer 1 haben, sonst werden sich die nächsten Generationen mit größeren Problemen als Krankenhausbetten herumschlagen müssen.
Wir dürfen unsere Natur nicht zerstören!

Es ist jetzt Zeit für neue Lösungen. Wir fordern, dass auch andere Lösungsansätze als wieder nur ein Neubau auf neuen Flächen in Erwägung gezogen werden. Der Erhalt einer intakten Natur gehört zur Daseinsvorsorge ebenso wie beispielsweise öffentlicher Verkehr, Schulen oder Feuerwehr. Der Mensch braucht Natur zum Ausspannen, Erholen und Auftanken – gerade jetzt in den Zeiten der Corona-Pandemie, sagen uns viele Wissenschaftler.

Die Landschaftsschutzgebiete wurden mit der großen, bewunderungswürdigen Voraussicht geschaffen, etwas für die kommenden Generationen zu tun. Umso problematischer ist der Flächenfraß im Landschaftsschutzgebiet unter dem „Vorwand“ einer sozialen Nutzung zu sehen. Begründet wird dies oft mit den geringeren Preisvorstellungen der Grundstückseigentümer im Vergleich zu Bauerwartungsland. Dabei wird vergessen, dass wir mit der Zerstörung der Natur einen viel höheren Preis bezahlen, der sich nicht in Euro und Cent beziffern lässt.