Auf einer Veranstaltung in Wartaweil am letzten Samstag tauschten sich Landwirte und Naturschützer zum Thema „Artenvielfalt in der Landwirtschaft“ aus. Die Konferenz wurde von Constanze Gentz von der Ortsgruppe Seefeld mit organisiert. Nachfolgend die gemeinsame Pressemitteilung von BUND Naturschutz, Bayerischem Bauernverband und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Weilheim. Die Süddeutsche Zeitung und der Starnberger Merkur berichteten.
BUND Naturschutz und Bauernverband werben für mehr Artenvielfalt – Landwirtschaft ist sich Verantwortung bewusst
Herrsching, 19. Februar 2019. Wir wollen den Artenschutz in der Feldflur stärken – alle landwirtschaftlichen Betriebe sind aufgerufen, sich verstärkt für einen Erhalt der Artenvielfalt auf Äckern und Wiesen zu engagieren. Das war die Kernbotschaft einer Veranstaltung im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, die unter dem Motto „Artenvielfalt in der Landwirtschaft“ stand und von BUND Naturschutz und Vertretern des Bayerischen Bauernverbands gemeinsam ausgerichtet wurde. Rund 100 Landwirte und Naturschützer fanden sich im Naturschutz- und Jugendzentrum in Wartaweil zusammen.
Problem:
Das Insektensterben und der Rückgang des Artenreichtums betreffen die gesamte Gesellschaft. Darin waren sich Landwirte und Naturschützer einig. Der Artenreichtum unserer Natur war das Resultat einer über Jahrhunderte andauernden landwirtschaftlichen Nutzung. Die Herausforderung besteht nun darin, trotz des Wandels der Bewirtschaftung unsere langfristigen Lebensgrundlagen und ein funktionierendes Ökosystem zu erhalten. Dazu braucht es gangbare Wege in der landwirtschaftlichen Praxis. Diese Herausforderung ist nur gemeinschaftlich zu lösen.
Programm:
Vorträge praktizierender Landwirte und eine Multivisions-Show über den vielfältigen Lebensraum einer artenreichen Wiese lieferten die Grundlage für die Diskussion. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ informierten Vertreter von LBV, AbL, LfL, Naturland, Starnberger Land, Unser Land und der Kirche über ihre Erfahrungen und Möglichkeiten. Beispiele für eine positive Umsetzung dieses Gedankens belebten den Austausch. So konnte der Hochstädter Biolandwirt Norbert Grenzebach zeigen, wie Landwirte mit artenreichen Wiesen wirtschaften können. Vermarktungsmöglichkeiten auf regionaler Ebene spielen eine elementare Rolle.
Appell:
Ein breites Spektrum von Lebensräumen ist der Garant für eine Artenvielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt. Der stellv. Kreisobmann des Landkreise Garmisch-Partenkirchen Luis Kramer, sowie die Kreisobmännner von Landsberg, Johann Drexl, und Starnberg, Georg Zankl, appellierten an ihre Berufskollegen, Maßnahmen für mehr Biodiversität in ihren Betrieben umzusetzen. „Wir wollen den Artenschutz in der Feldflur stärken. Alle landwirtschaftlichen Betriebe sind aufgerufen, sich weiterhin für den Erhalt der Artenvielfalt auf Äckern und Wiesen zu engagieren“, so Kreisobmann Georg Zankl. „Wir sind uns als Landwirte unserer Verantwortung für die Biodiversität bewusst, dafür haben wir kein Volksbegehren gebraucht.“
Zwänge wie Preisdruck und Flächenverbrauch wurden bei der Veranstaltung offensichtlich, unter denen die Betriebe ihr Familieneinkommen erwirtschaften müssen. Die umfänglichen Gemeinwohlleistungen der Betriebe auch für den Artenschutz werden über den Preis der erzeugten landwirtschaftlichen Produkte vielfach nicht entlohnt. Der Landsberger Kreisobmann Johann Drexl mahnte deshalb: „Letztendlich bedarf es für den Artenschutz auch der Unterstützung durch die heimischen Verbraucher, die durch ihr Einkaufsverhalten einen Beitrag für den Erhalt einer nachhaltig wirtschaftenden Landwirtschaft vor Ort leisten müssen“. Hier setzen auch staatliche Programme an. „Bayern honoriert über das Bayerische Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogramm die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern für mehr Artenvielfalt, mehr Klima-, Boden- und Gewässerschutz“, erläutert Dr. Stefan Gabler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weilheim. „Insgesamt nehmen in Bayern aktuell rund 52.000 Betriebe am Kulturlandschaftsprogramm teil und leisten damit freiwillig einen aktiven Beitrag, auch zum Erhalt der Artenvielfalt.“
Günter Schorn, Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz Starnberg, wünscht sich aber eine Verstärkung der Anstrengungen für mehr Artenvielfalt in der Landwirtschaft. „Es ist uns bewusst, dass vieles nicht einfach ist. Trotzdem wollen wir die Landwirte begeistern und motivieren, in Verbindung mit Förderungen die Artenvielfalt auf Äckern und Wiesen zu stärken. Ich hoffe, wir konnten mit der heutigen Veranstaltung einige Denkanstöße dazu geben.“
Weitere Veranstaltungen:
Die Landwirte beklagen, dass zum Teil durch nicht zielführende Auflagen ihr Aufwand, aber nicht die Artenvielfalt erhöht werde. Dabei sollten die Ursachen der Artendynamik genauer untersucht werden. Umso wichtiger ist es, intensiv im Gespräch zu bleiben und sich weiter auszutauschen. Naturschützer und Landwirte haben vereinbart, weitere Veranstaltungen zu organisieren, für ein besseres gegenseitiges Verständnis – zum Erhalt der Artenvielfalt und der bäuerlichen Familienbetriebe.
Gefördert von
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Hotspot-Projekts „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“ statt und wird gefördert vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie dem Bayerischen Naturschutzfonds. Weitere Informationen zum Projekt unter: http://www.alpenflusslandschaften.de/ und https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/alpenflusslandschaften.html