Bund Naturschutz warnt vor Bebauung des Aubachtals

Vor einigen Wochen wurde die Idee eines großflächigen Gewerbegebiets im Aubachtal bei Gut Delling verbreitet. Ursprünglich stammt die Idee TQ Systems-Geschäftsführer Detlef Schneider, in der letzten Gemeinderatssitzung am 12.11.2019 wurde gleich darüber diskutiert, ein Naturschutzgutachten für die Fläche in Auftrag zu geben.

Flächenfraß
Die Idee widerspricht mit der genannten Größenordnung von 12 bis 15 Hektar massiv dem Flächensparziel der Bundesregierung sowie dem Koalitionsvertrag der bayerischen Staatsregierung (S. 30), das herunter gebrochen auf Seefeld einen maximalen Verbrauch von etwas unter einem Hektar pro Jahr erlaubt, sondern auch jeder ökologischen Vernunft. Ein Gewerbegebiet dieser Größe würde das Flächenbudget von 12-15 Jahren auf einmal aufbrauchen, die fortschreitende Versiegelung und Zerstörung der heimatlichen Landschaft deutlich beschleunigt. Zur Einordnung der Dimensionen: Vor zwei Jahren ging es mit der Krankenhausplanung an der Eichenallee um eine Fläche von 25.000 m². Jetzt geht es um die fünffache Größe, oder anders ausgedrückt um eine Fläche vergleichbar mit der Siedlungsfläche von ganz Meiling.


Vorgeschlagene Gewerbefläche (mit Abstandsflächen), eingerahmt von Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (rot)

Ökologischer Wert
Das Aubachtal liegt im regionalen Grünzug „Herrschinger Moos / Weßlinger See“ und ist Teil einer wichtigen Frischluftschneise, die das Klima im Großraum München positiv beeinflusst.

Die Fläche ist weiterhin eingerahmt von europäisch zertifizierten Flora-Fauna-Habitat-Flächen. Dies betrifft zum einen die Eichenallee, die in voller Länge als FFH-Fläche eingetragen ist, zum anderen den Turmfeldweg, eine wunderbare, alte Kastanienallee nordöstlich der betroffenen Fläche. Die Zufahrt zu einer möglichen Bebauung müsste durch eine oder beide der Flächen erfolgen, wodurch die FFH-Gebiete stark in Mitleidenschaft gezogen würden.

Kastanienallee Turmfeldweg
Kastanienallee/Turmfeldweg (Foto: Ortwin Gentz)

Biodiversität auf dem Acker
Der anvisierte Acker im Eigentum der Stadt München wird vom Gut Delling in vorbildlicher Weise ökologisch bewirtschaftet. Auf den Feldern des Bio-Betriebs sind inzwischen selten gewordene Ackerbeikräuter wie Mohn, Kornblume und Frauenspiegel noch anzutreffen. Im gesamten Aubachtal sind vom Aussterben bedrohte Bodenbrüter wie Kiebitz und Feldlerche nachgewiesen.

Biotopverbund
Am unteren Ende der Fläche verläuft der Aubach, der eine wichtige Funktion für den Biotopverbund im Aubachtal erfüllt. Denn die Vernetzung der noch vorhandenen Biotope ist wichtiger denn je um die Artenvielfalt zu erhalten.

Regionalplan Grünzüge Biotopverbund
Regionalplan: Grünzüge, Biotopverbund (Quelle: Regionaler Planungsverband München)

Denkmal Eichenallee
Unsere Eichenallee ist eine der ältesten, längsten und schönsten Alleen Bayerns und steht daher dankenswerterweise unter Denkmalschutz. Die Pflege der Allee ist so gut, dass auch noch nachfolgende Generationen dieses wunderbare Landschaftselement genießen können. Dennoch sind die Eichen vielfältigen negativen Einflüssen ausgesetzt. Schon jetzt rollt viel Verkehr täglich unter den knorrigen alten Ästen der Baumriesen hindurch und belastet deren Wurzelwerk. Ein noch höheres Verkehrsaufkommen durch die massive Bebauung würde das Problem weiter verschärfen.

An der Eichenallee bei Gut Delling
Blick von der Eichenallee bei Gut Delling ins Aubachtal, im Hintergrund Oberalting

Landschaftsbild
Jegliche Bebauungen, die den freien Blick der Allee mindern, sollten vermieden werden. Gut Delling ist ein altes Gut aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., das die Verbindung über die Eichenallee zwischen Ettenhofen und dem Schloss Seefeld herstellt. In Delling befindet sich die Schlosskapelle St. Georg. Durch das stete Wachstum der gewerblichen Nutzung des Gutes wird dieser historische Kern überdeckt und in die Bedeutungslosigkeit gedrängt. Wer von uns kennt denn noch die hübsche kleine Kapelle? Ist das die Entwicklung, die sich Seefeld wünscht, historische Schmuckstücke wie die Eichenallee und die alten Kastanien durch moderne Gebäude zu verdecken? Die vorbildliche Pflege der Allee würde zunichte gemacht werden, wenn man anfinge, die Allee und das Aubachtal zu bebauen und das Landschaftsbild, das Seefelds Gemeindegebiet so besonders macht, zu zerstören.

Zersiedelung
Eine massive Bebauung wie vorgeschlagen würde einer Zersiedelung der Landschaft Vorschub leisten. Die bislang klar definierten dörflichen Strukturen würden einem Siedlungsbrei weichen, in dem Meiling und Delling ihren eigenständigen Charakter verlieren.

Fazit
Die Idee einer Bebauung des Aubachtals ist aus ökologischer und landschaftsplanerischer Sicht nicht akzeptabel und würde einen nicht wiedergutzumachenden Eingriff in Natur und Landschaftsbild bedeuten. Der Bund Naturschutz spricht sich daher vehement gegen eine Bebauung des Aubachtals im Allgemeinen und gegen die Idee eines Gewerbegebiets bei Gut Delling im Speziellen aus.

Ortwin Gentz, Constanze Gentz