Hechendorfer Kiebitze entwickeln sich zu einer Kolonie
Unterhalb des Hechendorfer Bahnhofes tut sich was. In akrobatischen Flügen zeigen schon Ende Februar die ersten Kiebitze ihren Balzflug. Im März sind dann zwei Brutpaare der tollkühnen Vögel mit der Bodenbalz beschäftigt. Es ist ein kleiner Erfolg zumindest zum letzten Jahr, in dem nur ein Brutpaar das Areal besiedelte. Schnell stellt Betreuerin Constanze Gentz die vom LBV gestellten Schilder auf, die um Ruhe im Brutareal bitten. Schon Ende desselben Monats kommt ein weiteres Kiebitz-Weibchen dazu und schnell sind von den fleißigen Männchen Nistmulden zur Auswahl bereitet und die Damen haben die Wahl. Noch im März können in Absprache mit den Landwirten die ehrenamtlichen Kiebitzfreunde Constanze Gentz und Klaus Janke mit Dr. Christof Janko (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) als Helfer drei Nistmulden mit jeweils 4 Eiern ausstecken. Die Freude ist groß! „Es ist schöner als Ostereier-Suchen!“ finden die drei glücklichen Helfer.
Dass der Erfolg noch größer werden sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt keiner ahnen. Anfang April gesellt sich noch ein weiteres Weibchen dazu. Die Männchen balzen um die Wette. Als sich am 9. April die kleine Kiebitz-Kolonie auf 9 Individuen erhöht, können es die Betreuer fast nicht glauben.
Zu guter Letzt sind es 10 Kiebitze, davon 7 Weibchen, die alle fleißig im Brutgeschäft sind und drei sehr aktive Männchen, die den Luftraum frei halten und als Wachposten die kleine Kolonie im Auge behalten und beschützen.
Doch ein später winterlicher Wettereinbruch macht den schon ausgeschlüpften ersten drei Pulli, so heißen die Küken, zu schaffen. Die geschlossene Schneedecke scheinen sie noch gut zu meistern, weil sie durch die Altvögel gehudert wurden. Nach der Schneeschmelze bietet der Boden einen reich gedeckten Tisch für die Kleinen. Aber der unablässige Regen lässt sie zu stark auskühlen und die Betreuer können sie nicht mehr entdecken.
Die später begonnenen Gelege geben Hoffnung auf mehr Nachwuchs. Ende April können sechs Nistmulden, die über den ganzen Acker verteilt sind, ausgesteckt werden. Ab jetzt schlüpfen nach den ca. 21 Tagen Brutdauer endlich laufend kleine Kiebitz-Babys aus.
Als der Landwirt Mitte Mai endlich den Acker mit Mais bestellen muss, wimmelt es auf dem gesamten Feld von zum Teil frisch geschlüpften Kiebitz-Jungen und auch älteren Jungvögeln, die aus der ersten Brut stammen könnten. Die jüngsten Kiebitze sind noch so wackelig auf den Beinen, dass Gentz zusammen mit Biologin Dr. Miriam Hansbauer kurzer Hand die Allerkleinsten vor dem Traktor einsammelt und auf die Seite trägt. Zufällig ist das Bayerische Fernsehen vor Ort und filmt die aufregende Rettungsaktion.
Am 22. Juni 2017 zählt die Betreuerin auf der frisch gemähten Wiese neben dem Brutareal 20 Kiebitze, davon 10 Jungvögel, und freut sich riesig über den unglaublichen Bruterfolg.
Mitte Juli sind auch die letzten verbliebenen Jungvögel, 40 Tage nach dem Schlüpfen, flügge und treten die Reise in den Süden an. Nun bleibt zu hoffen, dass sie den Frühsommerwegzug gut überstehen und gestärkt im Februar wieder zum Brüten ins schöne Aubachtal kommen.
Die Schutzgemeinschaft Aubachtal zahlt im Juli Gelege-Prämien an die Landwirte aus. Diese wurden auf die geschützten Gelege ausgesetzt. „Toll, dass die Landwirte mit so viel Herz für die Kiebitze, Geduld und Kooperation diesen Erfolg mit ermöglicht haben“ freut sich Gentz.
In den nächsten Wochen beginnt Dominik Fehringer, Wildlebensraumberater des Landesamts für Landwirtschaft, bereits mit der Beratung für die kommende Saison: „Mein Ziel ist, wie im bisherigen Jahr einen bestmöglichen Kiebitzschutz im Einklang mit der Landwirtschaft zu gewährleisten.“ Hoffentlich erholt sich die Kiebitz-Population im Aubachtal und lässt sich durch Zusammenarbeit aller Beteiligten stabilisieren.