Dem Regen und der Kälte haben sie getrotzt, die Kiebitz-Pulli im unteren Aubachtal. Die Ältesten haben bereits ins adulte Gefieder gemausert und ihren ersten Flug über das Brutareal unternommen. Die Freude beim BUND Naturschutz Seefeld ist riesig, denn seit drei Jahren konnte kein Jungvogel mehr flügge werden. Insgesamt waren aus fünf Gelegen 20 Jungvögel geschlüpft. Die Mortalitätsrate ist in den ersten zwei Lebenswochen besonders hoch, alle Jungvögel wird man nie durchbringen. Um den Bestand der Kiebitze dauerhaft zu sichern, wäre ein durchschnittlicher Bruterfolg von 0,8 flüggen Jungvögeln pro Gelege vonnöten. In Seefeld könnte er dieses Jahr weit darüber liegen.
Dabei bleibt es noch spannend, denn die jüngsten Küken müssen noch ordentlich wachsen. Tag und Nacht verteidigen die acht Altvögel das mit einem Elektrozaun geschützte Brutareal. Dass der Zaun um den gesamten Acker gezogen wurde, sehen die Initiatoren der Petition „Rettet die Kiebitze“ als kleinen, aber bislang nur lokalen Erfolg Ihrer Forderungen an. Der BUND Naturschutz wartet immer noch auf eine Antwort der Staatsregierung für einen Übergabetermin seiner Petition, die mittlerweile über 32.000 Unterschriften gesammelt hat. Viele Unterzeichnerinnen und Unterzeichner schreiben über das Verschwinden des Kiebitzes in ihrer eigenen Umgebung.
Die Wiesenbrüterkartierung 2021 untermauert die Beobachtungen: gerade die Agrarvogelarten gehen nach wie vor ungebremst zurück. Trotzdem lehnt die Regierung weiterhin verbindlichen Artenschutz ab. „Es wird endlich Zeit, dass die Landwirtschaft für Artenschutz gerecht entlohnt wird. Die momentanen Förderungen sind einfach nicht ausreichend“, mahnt Constanze Gentz, Vorsitzende der Seefelder Ortsgruppe des BUND Naturschutz. „Ein Wandel der Landwirtschaft hin zu einer Naturverträglichen ist umumgänglich, um weiterhin Biodiversität in und auf dem Boden zu ermöglichen.“
Diesjährige Erfolgsfaktoren in aller Kürze:
- Elektrozaun um den gesamten Acker (sechs Litzen)
- Aufstellen des Zauns vor dem Brutgeschehen
- perfektes Zaunmanagement (Ausschneiden des Zauns bei Stromabfall)
- Bearbeitung des Ackers innerhalb des Zauns
- Markierung der fünf Gelege & engmaschiges Monitoring durch den BN Seefeld
- Feldbearbeitung
- doppelreihige Sommergerste
- nur eine Hälfte des Ackers gedüngt, wegen externer Nässe
- bislang kein Einsatz von Spritzmitteln
- mager aufgegangene Saat in dem Bereich der letztjährigen Brache
- Nassstellen in größerem Umfang
Wir möchten ein großes Lob an den Landwirt aussprechen, dass er diese Artenschutz-Maßnahmen für die Kiebitze leistet. Wir hoffen sehr, dass er dafür ausreichend und faire Entlohnung bekommt, denn es ist eine Leistung die er erbringt, für die Gesellschaft, für künftige Generationen!