Kiebitz-Jahresbericht 2021

Die Vorbereitungen für die diesjährige Brutsaison 2021 waren wohl die aufwendigsten seit 5 Jahren. Im Vorfeld berieten schon im frühen Winter die Kreisgruppen des LBV und BUND Naturschutz, was für den Erhalt der kleinen Seefelder Kolonie notwendig sei. Der Landwirt erklärte sich wieder bereit, sich für die Kiebitze zu engagieren, dank eingehender Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde Starnberg. Die Beratung und ehrenamtliche Mitarbeit durch die BN-Ortsgruppe wurde von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) abgelehnt.

Die Planung warf dann aber leider einige Mängel auf, die der BUND Naturschutz in einer Stellungnahme kritisierte. Der letztjährige Wickroggen war auf fast einem Drittel der gesamten Ackerfläche stehen geblieben, um die Kiebitze von dort zu vergrämen und auf die anderen zwei Drittel des Ackers zusammenzudrängen. Die Kiebitze hatten seit Ihrer Ankunft im Aubachtal am 21.2.2021 den Wickroggen gemieden. Einige Prädatoren wie Mäusebussard, Roter Milan und Hermelin nutzen den Wickroggenstreifen als Jagdrevier. Kiebitze brüten semikolonial, d.h. sie tolerieren zwischen den Gelegen einen Abstand von ca. 30 bis 40 Metern. Daher ist es nicht möglich, die Brutpaare auf eine kleinere Fläche zusammen zu drängen. Man reduziert damit eher die Anzahl der Brutpaare. Dank einer kleinen Anfrage von Anne Franke, Kreis- und Landtagsmitglied, wurde am 27.2.2021 das Umpflügen des stehen gebliebenen Wickroggens kurz vor Brutbeginn doch noch durchgeführt. Das Umpflügen der Fläche war eine deutliche Erleichterung für die Kiebitze sowohl für die Verteidigung als auch für die Auswahl des Brutstandorts.

Am 17.3.2021 – mittlerweile waren schon 8 Kiebitze im Brutareal eingetroffen – baute die UNB mit Helfern des LBV innerhalb des Ackers einen Elektrozaun um eine vorgesehene Brache von ca. 1,2 ha auf. Vorerst wurden vier Litzen eingezogen auf eine Höhe von ca. 60 cm. Am Freitag, den 24.3.2021 wurden auf Anraten von uns noch zwei weitere Litzen eingezogen, um den Fuchs daran zu hindern über die Litzen zu springen. Die Fläche war nun vorbereitet für die kommende Brutsaison, der Boden geeggt und damit Rohboden geschaffen, der die Kiebitze förmlich anzog.

Im März war der Acker gut besucht, nicht nur von Kiebitzen, sondern auch von Braunkehlchen, Gartenrotschwanz und Schafstelzen. Am 2. April war es dann soweit: 3 Gelege wurden bebrütet, eines, das außerhalb des Zauns lag, konnte ausgesteckt werden. Insgesamt konnten fünf, manchmal auch sechs adulte Kiebitze auf dem Brutareal beobachtet werden.

Einen Tag vor dem Schlüpfen der ersten Jungvögel befuhr der Landwirt zum Düngen den Acker. Die UNB hatte laut deren telefonischer Auskunft keinerlei Bedenken, dem Landwirt bis zum 26.4.2021 das Befahren ohne Betreuung von Ornithologen zu empfehlen. Das hätte ein fataler Fehler werden können, wären die Jungvögel nur einen Tag eher ausgeschlüpft.

Am 28.4. wurde der Mais eingesät. Eine Ornithologin begleitete die Einsaat vom Traktor aus, weitere Beobachter versuchten, die Pulli mit den Spektiven zu verfolgen, damit keines unter die Räder kam. Einige Tage nach der Einsaat fehlten allerdings die Läuflinge eines Paares.

Aus einem weiteren Gelege schlüpften nochmal 3 Jungvögel, 6 schon ältere Jungvögel waren kurz davor, flügge zu werden. Der Regen heizte die Vegetationsphase an und die Pflanzen schossen in die Höhe. Die untersten Litzen des Elektrozauns wurden schnell durch die Vegetation berührt, so dass der Strom durch die nassen Pflanzenteile in den Boden abfloss. Bis zur dritten Litze war die Vegetation an manchen Stellen gewachsen, der Schutz durch den Elektrozaun für die kleinen Jungvögel vor Fuchs und Dachs erlosch. Es zeigt sich damit, dass – wie von uns befürchtet – ein Zaun in der Mitte des Ackers ohne eine zu große Störung des Brutgeschehens weder kontrolliert noch freigeschnitten werden kann.

Die ersten adulten Kiebitze zogen ab, kein Jungvogel wurde mehr gesichtet. Ein trauriges Ende, ein erneuter totaler Brutausfall der Seefelder Kiebitze! Letztes Jahr kamen 13 Altvögel aus dem Süden nach Seefeld zurück, dieses Jahr waren es schon nur noch sechs. Verlieren wir nun die Kolonie endgültig, durch verpasste Sorgfalt? Das Seefelder Brutareal wurde 2020 in die Feldvogelkulisse für Kiebitze aufgenommen. Die Behörden sollten damit eigentlich die Verantwortung übernehmen, die verblieben wenigen Kolonien zu fördern und zu schützen. Auch weiterhin lehnen die Behörden Fachgespräche mit dem BN für eine bessere Lösung ab.

Foto: Hubert Schaller – entstanden in Unterfranken